Natur

Gestern lief ich durch den Wald. Ich blieb oft stehen und lauschte den Geräuschen des Waldes. Ich hörte das Rauschen des Baches, die Vögel, das Rascheln des Laubes unter meinen Füßen als ich lief. Aber ich hörte auch ein Flugzeug über mir und die Autobahn rauschen.

Ich stellte fest, dass die Natur eigentlich nie laut ist, sie ist immer ruhig und harmonisch, alle Geräusche sind uns bekannt und beruhigen uns. Gleichzeitig überlegte ich das die Menschen oft laut sind und auch das, was sie machen, laut ist, wie die Autos, die Flugzeuge, etc. Wir Menschen erschaffen, indem wir zerstören.

Die Natur macht das nicht so, sie wandelt um. Ein Vogel würde für sein Nest nicht einen Ast vom Baum abreißen, sondern er sucht heruntergefallene Äste, die er nutzt. Die Natur zerstört aus unserer Sicht, vermeidlich nur da wo ein Ungleichgewicht entstanden ist, dort kommt es zu gewaltigen Stürmen, Erosionen etc. die jedoch meist dadurch entstehen, da hier zuvor der Mensch eingegriffen hat und Wälder gerodet oder Flüsse kanalisiert und umgelenkt hat, sodass sie nun gewaltsam über die Ufer treten und sich einen neuen Weg suchen. Der Mensch zwingt die Natur stillzustehen und so zu funktionieren, wie er sie braucht. Aber Natur steht nie still, sie wandelt sich stetig, sie ist kreativ und bringt neue Arten und Formen hervor, sie kann nicht in ein Korsett gezwungen werden, sie kann nicht immer das Gleiche machen und auch nicht das Gleiche geben. Stillstand wäre ihr Tod und auch unserer.

Natur ist divers, sie schränkt nicht ein, sie erweitert. Natur integriert, sie kennt keine Ausgrenzung. Natur teilt und ist grenzenlos, sie überwindet alles. Natur ist bunt, sie differenziert nicht aufgrund der Farbe. Natur ist nicht gut oder schlecht, sie nutzt beide Energien, um ein neues Ganzes zu erschaffen. So muss der Samen erst in den morastigen Boden gelegt werden, um Wurzeln zu schlagen, sich an den Mineralien zu nähren, um dann dem Licht entgegenzuwachsen und zu einer schönen Blume zu werden. 

Erkennen wir Menschen das wir die Natur sind, dass wir aus den vier Elementen bestehen? Erkennen wir, dass wir, wenn wir die Natur zerstören unsere eigene Lebensgrundlage und somit auch uns selbst zerstören? Erkenne wir, wenn wir so laut sind, dass wir nicht auf uns selbst hören können, dass wir der Natur, die uns umgibt und alle Lösungen für uns bereithält nicht lauschen können? 

Wenn wir der Natur nicht lauschen und ihre Weisheit nicht hören, dann hören wir uns selbst nicht. Hören wir der Natur zu, hören wir uns selbst zu. 

Dann kam mir der Gedanke an einen Wasserfall, welcher ja auch laut ist und mir wurde bewusst, dass es sich hier um eine Transformation handelt. Das Wasser wandelt hier das Gestein in etwas Neues um. Also muss es sich im Umkehrschluss, immer wenn es laut ist um eine Transformation von etwas handeln. Wir Menschen befinden und mitten in dieser, wir streiten, haben laute Maschinen, gehen grob miteinander um, wir zerstören, wir verändern, wir wandeln uns. 

Wie im Frühling, wenn die Natur laut ist, wenn man morgens das Fenster öffnet und den Vögeln beim Singen zuhören kann. Wenn sich ein Wandel von der Stille des Winters zum Leben des Sommers vollzieht. Ein kurzes Aufbäumen, eine Geburt von etwas Neuem, eine Explosion. Genau dort befinden wir uns mit der Menschheit auch, es knallt und kracht, es ist eng und unangenehm, wir stecken mitten in einem Geburtskanal, sehen aber noch nicht das Licht. Aber es dauert nicht mehr lange, denn eine Geburt kann nicht aufgehalten werden, nur verlangsamt.

 

 

 

 

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