dorothee andrew

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Widersprüchlichkeiten

Gestern beim Elternabend ist mir wieder aufgefallen, warum ich diesen Blog schreibe. 

Durch meinen Blog möchte ich langfristig ein Bewusstsein schaffen, dass die Perspektive wechselt, das einbezieht statt ausgrenzt, das hinschaut und nicht wegsieht, dass Probleme als Möglichkeiten und nicht als Hindernisse, die es aus dem Weg zu räumen gilt, erkennt, das Mut macht anders zu denken und das Mut macht über Alltagssituationen zu reflektieren.

Am gestrigen Abend sind die Wörter Bestrafung und Respekt recht häufig gefallen, da aktuell und vermutlich nicht nur an unserer Grundschule die Kinder viel Energie angestaut haben. Diese angestaute Energie kommt daher, dass sie sich durch Corona mit einem auferlegten Konzept konfrontiert sehen, welches nicht ihrer Natur entspricht. Aufgrund welchem sie nicht in ihrem natürlichen Rahmen handeln und agieren, reden und in Kontakt treten können. Sie sind Widersprüchlichkeiten ausgesetzt, die sie überfordern und nicht verstehen. Zum Beispiel, wenn sie in der Schule ihre beste Freundin nicht umarmen dürfen, zu Hause im privaten aber schon. Oder das sie in der Schule keinen Schwimmunterricht mehr haben, privat oder in ihrem Schwimmverein aber schon ins Schwimmbad dürfen.

Als Erklärung für die Schüler wird ihre Sicherheit in den Vordergrund gehoben, aber auch Kinder wissen wie man sich ansteckt und dass dies nicht durch Vorsichtsmaßnahmen von 5 Stunden in der Schule erreicht wird, wenn im Nachmittagsbereich die Kinder dann wieder ohne Mundschutz miteinander spielen. Die Erklärung läuft hier also falsch, die Maßnahmen dienen nicht der Sicherheit, sondern der Sicherstellung versicherungsbedingter Vorgaben welche die Schule gegenüber den Eltern und Schülern, in dem Falle die Sicherstellung ihrer Gesundheit bei einer Pandemie, gewährleisten muss. 

Die Sicherstellung in der Schule führt also dazu, dass die Kinder Widersprüchlichkeiten ausgesetzt sind. Nun kommt es durch diese und natürlich auch die Maßnahmen selbst zu Unmut und Spannungen. Und die Eltern verlangen nun von den Lehrern das sie ihren Kindern mehr Respekt beibringen und wenn dies nicht klappt dann sollen sie doch bitte eine Bestrafung aussprechen. Dabei frage ich mich, sind unsere Kinder nicht bereits genug bestraft mit diesen Maßnahmen? Ich frage mich auch wie man von jemandem Respekt erwarten möchte, wenn ich im Gegenzug dazu eine Bestrafung anwende? Wenn ich Respekt möchte, will ich doch in erster Linie freundlich, fürsorglich, mit Mitgefühl und Empathie behandelt werden.

Welche der soeben genannten Wünsche wenden wir denn aktuell auf unsere Kinder an? Wir verlangen von Ihnen gehorsam bei der Einhaltung der Maßnahmen, statt unser Mitgefühl auszudrücken. Kinder werden ermahnt und bekommen Strafen angedroht, wenn es zu laut ist in der Klasse beim gemeinsamen Mittagessen etc., wo bleibt hier die Freundlichkeit. Kindern ist manchmal alles zu viel mit den Maßnahmen, den Masken und dem Einhalten von Regeln und zu Hause bricht alles aus ihnen heraus, aber wir sagen das ist nun mal so du musst dich daran halten. Wo bleibt hier die Empathie für die Bedürfnisse und Emotionen unserer Kinder?

Was können wir also machen, wenn wir von unseren Kindern Kooperation erwarten, Respekt und Mitmenschlichkeit? Wir sollten sie in ihrem wahren Wesenskern erkennen und vor allem anerkennen. Wir sollten uns ihnen gegenüber so verhalten, wie auch wir behandelt werden möchten. Wir sollten sie nicht zu etwas zwingen nur, weil es gesellschaftlich dem allgemeinen Tenor entspricht und es uns peinlich ist, wenn mein Kind sich nicht so verhält wie alle anderen. 

Wir können nicht von unseren Kindern verlangen, dass sie kreativ, wortgewandt, höflich, offen, stark und innovativ sind, wenn wir sie gleichzeitig dazu bringen still zu sitzen und wie die Roboter zu kopieren und ihnen beibringen sich so zu verhalten wie jemand anderes sich verhält. Wo bleibt da die Individualität? Das Selbst des Kindes? Wir schneiden unseren Kindern damit quasi ihre innerste Lebensgrundlage ab, wenn wir sie dazu zwingen sich so zu verhalten wie alle anderen.