dorothee andrew

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Laub

Heute als ich durch den Wald lief, fiel mir auf, dass das Laub auf den Wegen ziemlich platt getreten war. Doch am Wegrand bedeckte es noch die darunter liegenden Pflänzchen und schützte diese so vor den nächsten kalten Tagen. Dabei kam mir der Gedanke, dass im Prinzip alle Blätter, die zu Boden gefallen sind, die Ideen und die Kräfte des Vorjahres darstellen.

Die Ideen, die zum einen auf den Wegen, erlebt und erfahren wurden und zum anderen den Pflanzen am Wegrand als Dünger im neuen Jahr dienen. Dieser Dünger ermöglichte es neue Pflanzen hervorzubringen, von denen sich auch die Wanderer auf den Wegen nähren können. Dabei nähren diese alten Ideen das Junge und Neue, das da kommen will. Sobald die Sonne stark genug für die kleinen Pflänzchen ist und sie somit an Kraft gewinnen, werden sie diese alten Ideen als Futter für sich verwenden, sie werden diese Ideen unter sich begraben und werden neue hervorbringen.

Andersherum könnte man die ausgetretenen Wegen mit den Menschen vergleichen, die nicht bereit sind sich zu verändern. Sie machen weiter wie zuvor, obwohl auf diesen Wegen die Nährstoffe bereits verbraucht sind. Im Sommer sind die Pfade daher staubig und trocken und es ist keine Chance da, um Neues wachsen zu lassen, neue Ideen hervorzubringen.

So ist es auch mit unserer Gesellschaft. Die, die bei dem Alten bleiben und auf dem beharren, was eigentlich schon ausgedient hat, was wir schon komplett in uns verzehrt und aufgebraucht haben, sind diejenigen, die irgendwann vertrocknen und verdursten. Doch die, die neue Wege gehen, die diese alten Ideen umwandeln und als ihren Dünger nutzen, sind die, die daraus neue Kraft schöpfen. Die, die diese Blätter nutzen und transformieren sind die, die daraus Neues gestalten, neue Konzepte und Ideen hervorbringen werden und somit die Zukunft im Jetzt gestalten.

So zeigt uns der Wald, wie die natürlichen Zyklen funktionieren und wie auch wir diese wieder nutzen können. So zeigt er uns, dass es wichtig ist auf dem Alten aufzubauen, dieses als Fundament zu nutzen und als Nahrung für etwas Neues, was entstehen will. Wir brauchen das Alte nicht verteufeln, verachten oder dafür beschuldigen, dass eine Situation so ist wie sie ist. Wir sollten viel mehr anfangen, das Alte als Dünger zu sehen. Die Konzepte, die uns bereits vorliegen in uns zu integrieren, zu erweitern und zu schauen, was wir alles daraus gestalten können. Denn so wie das Alte Laub im Winter als Schutz vor Kälte dient, so haben uns auch diese Konzepte und Strukturen eine Zeitlang gedient. Doch wenn der Frühling kommt, ist es Zeit diese zu verändern, ist es Zeit das Alte obsolet zu machen und etwas Neues wachsen zu lassen.